Fraunhofer-Forschende gewinnen Ralf-Dahrendorf-Preis mit anschaulichen Lösungen zu nachhaltiger Elektronik
Entweder der Akku gibt den Geist auf oder das neue Modell ist einfach zu attraktiv – Smartphones und andere mobile Endgeräte haben zumeist eine kurze Produktlebensdauer und sind daher für eine erhebliche Umweltlast verantwortlich. Im Projekt sustainablySMART untersuchte ein Forschungsteam vom Fraunhofer IZM, welche nachhaltigen Alternativen es gibt und wie Ansätze der Kreislaufwirtschaft am besten Eingang in den Consumer-Bereich finden. Mit ihrem umfassenden Konzept gewannen sie nun den Preis des BMBF für herausragende Forschungszusammenarbeit auf europäischer Ebene und die dazugehörige Wissenschaftskommunikation.
Wer Wissen hat, sollte es teilen: Diesem Grundgedanken folgend vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2019 den Ralf-Dahrendorf-Preis für den Europäischen Forschungsraum und fördert damit öffentlichkeitswirksame Wissenschaftskommunikation. In diesem Jahr wurde das Team rund um den Nachhaltigkeitsexperten Karsten Schischke vom Fraunhofer IZM mit diesem Preis ausgezeichnet.
Mit dem europäischen Projekt sustainablySMART leistete das Forschungsteam einen beachtlichen Beitrag zum Verständnis von Kreislaufwirtschaft. Untersucht wurden dabei vor allem mobile Produkte, wie Smartphones und Tablets, die schon seit Langem im Alltag angekommen sind und doch einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Mit Hilfe von verlängerten Lebenszyklen durch innovative Produktdesigns, verbesserten Recycling- und Wiederaufbereitungskonzepten und einer gesteigerten Ressourceneffizienz wendete das Team Ideen der Kreislaufwirtschaft auf IKT-Geräte an.
Die Forschenden entwickelten alternative Lösungen und bauten nachhaltige elektronische Geräte auf: So entstanden z. B. ein modulares Smartphone-Konzept, ein lokal gefertigtes Tablet aus nachhaltigen Materialien, Konzepte der Wiederverwendung der elektronischen Komponenten eines Smartphones in anderen Geräten, ein kollaborativer Demontageroboter für die Komponentenentnahme und vieles mehr.
Gleichzeitig gab das Horizon 2020-Projekt bereits wichtige Impulse zur Ökobilanzierung des Fairphones. Die Erkenntnisse zur Umsetzung der Circular Economy Policy in mobilen Endgeräten bringen also grüne Technologien sowie technologische Souveränität in Europa weiter nach vorne und werden ohne Frage auch in die kommenden Richtlinien der Europäischen Kommission Eingang finden.
Den Forschenden rund um Karsten Schischke ist es ein besonderes Anliegen, die Projektergebnisse an die Öffentlichkeit zu tragen, denn mithilfe einer guten Wissenschaftskommunikation können Einstellungen und Verhalten von Endverbrauchenden bezüglich ihrer mobilen Geräte nachhaltig beeinflusst werden. Nur so kann Nachhaltigkeit in der Elektronikbranche gelebt werden.
Genau deswegen freut sich das Fraunhofer-Team sehr, mit dem Ralf-Dahrendorf-Preis geehrt zu werden: In der eingereichten Antragsskizze hat das Team die Jury mit einem ausgefeilten Kommunikationskonzept überzeugt. Das große Ziel sei es demnach, die Internationale Funkausstellung, als größte Messe für Mobilfunk, Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte, mit einem Nachhaltigkeitsnarrativ zu kapern. 2022 könnte damit in Berlin somit ein interaktiver Messestand entstehen, an dem Besuchende eine Art „Nachhaltigkeitsexkursion“ erleben, die technologischen Inhalte leicht verständlich aufbereitet sind und klare Vorschläge für alltägliches Handeln (z.B. Ladeverhalten von Handys für eine bessere Lebensdauer der Akkus) geboten werden.
An dem ausgezeichneten Projekt waren Partner aus acht europäischen Ländern beteiligt, unter anderem der High End-Leiterplattenfertiger AT&S, die Reparaturexperten von iFixit, der ReUse e. V., die Technische Universität Wien, Speech Processing Solutions aus dem Bereich Sprachrekorder und Blancco als Experten für Datenlöschung.
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