Rückblick: Electronics Goes Green 2020+
Kreislaufwirtschaft und C02-Neutralität in Produktionsketten
Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen auf nachhaltiges Wirtschaften und eine nachhaltige Produktion. So hat sich der Tech-Riese Apple zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Philips hat sich ebenfalls ein umfassendes Nachhaltigkeitsprogramm auferlegt. Wie beide Unternehmen ihre ambitionierten Ziele erreichen wollen, erklärten Sarah Chandler (Apple) und Eelco Smit (Philips) auf der internationalen Electronics Goes Green 2020+ Konferenz, die ein hochkarätiges Programm bot.
Bereits zum sechsten Mal veranstaltete das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM die weltweit größte Fachtagung zum Thema Nachhaltigkeit in der Elektronik, die aufgrund der Covid-19 Pandemie erstmals online abgehalten werden musste. Prof. Dr. Martin Schneider-Ramelow, stellvertretender IZM-Institutsleiter, feierte seine Premiere als Vorsitzender und wies auf die Aktualität der Konferenz hin: „Der gesamte ökologische Fußabdruck der Elektronik wächst weiter. Der Bedarf an umweltverträglicherer Elektronik hat weder abgenommen, noch können wir aufhören, nach Wegen zu suchen, Elektronik dort einzusetzen, wo sie für unsere Umwelt am hilfreichsten ist. Zirkularität, Digitalisierung und Klimaneutralität sind die wichtigsten Entwicklungen, die uns wieder einmal für diese Konferenz zusammenbringen.“
250 Teilnehmer*innen aus Forschung, Industrie und Politik hatten die Möglichkeit, sich auf einer eigens für die Konferenz erstellten Online-Plattform 120 vorab aufgezeichnete Fachvorträge anzuschauen und an einem virtuellen Live-Event am 1. September teilzunehmen. Das Live-Event eröffnete Eelco Smit, Senior Director Sustainability bei Philips, mit seiner Keynote zum Thema „Best practices in Sustainability – what can we learn?“. In seinem Vortrag stellte er das Nachhaltigkeitsprogramm von Philips vor, das im Fünf-Jahres-Rhythmus weiterentwickelt wird. So sollen beispielsweise bis Ende 2020 15 % der Gesamteinnahmen auf zirkuläre Produkte zurückgehen und 70 % auf Lösungen, die Ökodesign-Anforderungen erfüllen. Des Weiteren strebt das Unternehmen bis Jahresende an, durch den Bezug von 100 % erneuerbarem Strom klimaneutral zu werden und 90 % seiner Abfallprodukte wiederzuverwerten. Laut Smit steht Philips kurz davor, die selbst gesteckten Ziele des laufenden Programms zu erreichen.
Am Nachmittag wartete dann mit der zweiten Keynote ein weiteres Highlight auf die Teilnehmer*innen. Sarah Chandler, Senior Director of Operations Product Development and Environmental Initiatives, präsentierte Apples Roadmap bis 2030 und erklärte, dass das Unternehmen in spätestens zehn Jahren bei der Herstellung seiner Produkte völlig ohne CO2 Emissionen auskommen wolle. Apple setzt bereits jetzt auf erneuerbare Energien in Büros, Rechenzentren und eigenen Produktionsstätten. Da aber große Teile der Produktion ausgelagert sind, geht Apple auch an seine Lieferkette ran und fordert von allen Zulieferern, darunter auch die deutschen Hersteller Varta, Henkel und Tesa, bis 2030 ebenfalls CO2-neutral zu produzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Neben den beiden Keynotes hatte der Live-Tag noch sechs interaktive Sessions und eine spannende Panel-Diskussion zum Thema „Recycling as circular ecomomy!?“ zu bieten. Für Spaß und Abwechslung war ebenfalls gesorgt: In den Pausen konnten die Teilnehmer*innen Yogakurse besuchen oder sich vegane Kochvideos von @gruengebraten anschauen. Selbst der Austausch und das Netzwerken mit Gleichgesinnten kamen nicht zu kurz dank zahlreicher Optionen auf der Online-Plattform.
Die Electronics Goes Green 2020+ war ein überraschend positives Beispiel für eine Online-Konferenz und überzeugte mit einer guten Mischung aus inhaltlicher Tiefe, Interaktion und Unterhaltung.
Technical Chair Nils F. Nissen zog am Ende folgendes Fazit: „Grüne Elektronik kann noch viel stärker in die Unternehmensabläufe integriert werden und vor allem kann und muss sie in der Breite schneller nachhaltiger werden. Kreislaufführung, Ressourceneffizienz und Digitalisierung sind die Ansätze, um relevante Beiträge zu Klimaneutralität zu liefern. Und auch wenn führende Unternehmen wie Apple bis 2030 für den ganzen Lebenszyklus ihrer Geräte klimaneutral werden, gibt es immer noch viel zu tun, um die Elektronik wirklich grün zu machen.“ Und so wird es auf der nächsten Konferenz in vier Jahren sicherlich wieder nicht an Gesprächsstoff mangeln.
(Text: Ajda Omrani)
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