Verstärkte Verwendung von recycelten Kunststoffen in Elektronik-Produkten
Die Erhöhung des Anteils von recycelten Kunststoffen in neuen Produkten ist ein zentraler Aspekt der Europäischen Strategie für Kunststoffe, die von der Europäischen Kommission 2018 als Teil des ersten Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (2015) angenommen wurde. Eines der Hauptziele der Strategie ist es, sicherzustellen, dass bis 2025 10 Millionen Tonnen recycelte Kunststoffe in neue Produkte auf dem EU-Markt einfließen, gegenüber weniger als 4 Millionen Tonnen im Jahr 2016. Im Jahr 2018 sind jedoch lediglich 9,4 Millionen Tonnen Kunststoffe in die EU-Recyclinganlagen eingegangen. Es gilt also, die Sammelquote sowie Ausbeute deutlich zu steigern und mehr gesammeltes Material in die Anlagen einzuspeisen, so dass es nicht verbrannt, deponiert oder exportiert wird. Darüber hinaus ist es wichtig, die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff, besonders bei höherwertigen Anwendungen wie Elektro- und Elektronikgeräten (EEE), anzukurbeln. Derzeit werden recycelte Kunststoffe vorwiegend im Baugewerbe (46%), der Verpackungsindustrie (24%) und in der Landwirtschaft (13%) eingesetzt – nur 2% der Rezyklate landen aktuell in den EEE. Dies entspricht circa 80.000 Tonnen recycelter Kunststoffe in neuen elektrischen und elektronischen Geräten, das theoretische Marktpotenzial in der EU beträgt dabei jährlich rund 2.100.000 Tonnen.
Im Rahmen des INCREACE Projekts soll der Einsatz recycelter Kunststoffe in verschiedenen Produkten mittels innovativer und interdisziplinärer Lösungen entlang der Recycling-Wertschöpfungskette gesteigert werden. Dieser systemische Rahmen ist in den EEE-Kontext eingebettet. Mit dem Einsatz der Kunststoffe aus EE-Altgeräten (WEEE) werden im INCREACE-Projekt Bereiche adressiert, in denen der Gebrauch recycelter Kunststoff-Materialien heute noch marginal ist: Im Mittelpunkt des Projekts stehen fünf Anwendungsfälle, die mitunter komplexe Aspekte im EEE-Bereich wie Lebensmittelkontakt, Medizinanwendungen, Elektrostatische Entladung (ESD) und UL94-Entflammbarkeitsnormen und Hightech-Kunststoffkomponenten in Elektro- und Elektronikgeräten abdecken. Um die technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Herausforderungen zu meistern, bringt INCREACE Schlüsselakteure verschiedener Sektoren wie Forscher:innen, Recycler:innen, Produktdesigner:innen, Komponenten- und EEE-Hersteller:innen, Softwareentwickler:innen, ein EPR-System sowie Berater:innen zusammen. Technologien und Methoden aus den unterschiedlichen Disziplinen werden kombiniert, um zu demonstrieren, dass gezielte Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine effektive Lösung sind, um mehr Post-Consumer-Kunststoffe in EEE einzusetzen.